Das letzte Mal hattest du einen Pinsel im Kunstunterricht in der Hand? Oder beim Schminken heute morgen? Du kannst nicht malen, würdest aber gerne anfangen? Dann bleib dran, ich gebe dir einfache Anfängertipps, wie du heute noch anfangen kannst.
Als erstes solltest du wissen, dass wirklich jeder Malen lernen kann. Wenn du nie Lesen gelernt hättest, würdest du hier nur Hieroglyphen sehen. Wenn du nie Gitarre spielen lernst, wirst du niemals „Smoke on the water“ spielen können. Was ich damit sagen will: Wenn du es nicht übst und lernst, kannst du natürlich nicht malen. Das heißt auch, dass du nicht mit Talent gesegnet sein musst. Es gibt immer diese eine Person, die nach einer kurzen Erklärung ein Gitarrensolo hinlegt oder die beim zweiten Anlauf einen Caravaggio hinlegt. Aber bleiben wir mal realistisch. Die meisten bekannten Künstler haben jahrelange Ausbildungen bei einem Meister genossen oder viele Stunden mit Selbststudien verbracht.
Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das Schöne heutzutage ist, dass Kunst nicht mehr an dem handwerklichen Geschick gemessen wird. Früher war ein guter Künstler jemand, der sehr realistisch bzw. naturalistisch malen konnte.
Realistisch malen = Kunst?
Heute definiert sich Kunst ganz anders. Sicherlich standest du schon einmal vor einem Gemälde und hast dich gefragt: „Wieso ist das Kunst?… Das kann ich doch auch“. Was Kunst ist, ist super individuell und es gibt keine richtigen Regeln oder Stichpunkte, die abgehakt werden und dann ein Werk als Kunst validieren.
Kunst heute beschäftigt sich vielmehr mit der Frage: Wie nimmt jemand die Welt wahr? Wie wird sie interpretiert? Wie wird mit Gedanken gespielt und soll immer zum Nachdenken oder der Auseinandersetzung damit dienen. Schön und naturalistisch ist Schnee von gestern. Das kann dir zu gute kommen, gerade wenn du am Anfang stehst. Manchmal soll der Kreis, vor dem du stehst, dich einfach über seine Existenz und Rolle, in die er eingebettet ist, nachdenken lassen.
Ich möchte aber realistisch malen lernen
Wenn du mehr Interesse daran hast, realistisch malen zu lernen, als „nur“ kreativ zu malen, solltest du als Erstes eins verstehen: Was sehe ich eigentlich? Das klingt erstmal super banal, hat aber seinen Grund. Wir alle kennen Karate Kid. Bevor Dre die ersten richtigen Karatestunden bekommt, wird er mit „unsinnigen“ Aufgaben darauf vorbereitet. So ähnlich ist das mit der Wahrnehmung und der Malerei. Mit dem Verständnis von dem, was man wirklich sieht, werden die Grundtechniken für das realistische Malen geprägt. Dabei ist die Wiedergabe von dem, was man sieht oder von dem, was gesehen werden soll, gemeint.
Typische Anfängerfehler, die jeder macht
Ein Grund, wieso ich die Wahrnehmung so stark hervorhebe, liegt daran, dass das einer der ersten Fehler ist, die gemacht werden. Vielleicht erinnerst du dich an deine ersten Zeichnungen als Kind. Das Landschaftsbild mit dem Himmel oben, dem Grass unten, vielleicht noch einer Blume und der Sonne in der Ecke. Ein Klassiker. Hier rechts seht ihr genauso ein Bild, was ich als Kind gezeichnet habe. Was können wir von diesem Bild lernen?
Erstens habe ich damals das gemalt, was ich weiß und nicht das, was ich sehe. Ich weiß, dass der Himmel oben ist und der Boden unten. Deswegen habe ich das auch so gemalt. Himmel oben, Boden unten. Aber das, was ich wirklich sehe, habe ich nicht gemalt. Vergleicht man so ein Bild mit einem Gemälde von einem großen Künstler, erkennt man den Unterschied.
Der Himmel ist nicht nur oben, sondern füllt den gesamten Hintergrund. Da wo keine Landschaft ist, keine Bäume oder Häuser stehen, ist Himmel. Das kannst du mit einem Blick aus dem Fenster selbst überprüfen. Der Himmel hört am Horizont auf.
Genau da setzt die Schulung der Wahrnehmung an. Wer sich mit dem, was er sieht, wirklich auseinandersetzt wird mehr das malen, was er sieht, als das, was er weiß. Denn naturalistisch Malen hat vielmehr damit zu tun, das Sehen zu imitieren als das technische Darstellen eines Objektes.
Auf deinem Weg Objekte abzubilden, wirst du immer wieder auf das Thema „die Wahrnehmung schulen“ zurückkommen. Wenn du jetzt durch den Alltag gehst, denke immer daran: Was sehe ich eigentlich? Wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn ich mich anders positioniere? Du wirst schnell merken, wie dir immer mehr Details auffallen. Im nächsten Artikel werden wir mit der Perspektive weitermachen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der verstanden werden muss, um realistisch malen zu lernen. Klicke hier, um weiterzulesen.