Du möchtest mit dem Malen anfangen? Lies dafür gerne meinen ersten Artikel dieser Einsteigerserie hier. Wie dort beschrieben ist es super wichtig, das Sehen und die Wahrnehmung zu verstehen. Wer zeichnen lernen will, möchte immer Dreidimensionalität auf einem zweidimensionalen Medium vortäuschen. Dafür muss die Wahrnehmung verstanden werden. Hand in Hand mit dem Sehen geht das Spiel von Licht und Schatten. Diesem wollen wir uns im Folgenden annehmen.
Licht und Schatten führen zur Räumlichkeit
Viele Malanfänger vergessen das Hinzufügen von Licht und Schatten – ein fataler Fehler. Dieses Zusammenspiel bildet die Räumlichkeit von Objekten, Räumen, Faltenwürfen und Landschaften. Sie hauchen das Leben ein und ohne dieses Spiel der Beiden, wirkt es nur zweidimensional.
Nachts sind alle Katzen grau
Um die Rolle von Licht für das Malen zu verstehen, solltest du dich mit dessen Abwesenheit auseinandersetzen. Wenn die Sonne untergangen ist und du nicht zwischen Straßenlaternen stehst, wird es zappenduster. Du siehst nichts mehr. Ganz logisch eigentlich, aber was heißt das? Die Stadt ist ja immer noch da, der Stuhl steht auch noch und ist immer noch braun. Es ist ja trotzdem noch alles da. Das bestätigt die Wichtigkeit von Licht und Schatten. Wenn die Sonne wieder aufgeht, taucht das Licht in alles ein und reflektiert die entsprechenden Farben. Da wo die Sonne nicht direkt einstrahlen kann, entsteht Schatten. Klare Kanten schaffen klare Schattenwürfe, gebogene Flächen fächern die Schattierung.
Schlag/- Kernschatten und Lichtreflexion
Wie bei dem Bild oben werfen die Säulen einen sogenannten Schlagschatten. Dieser befindet sich nicht selbst an den Säulen, sondern am Boden, eben da, wo das Licht nicht hinkommt. Wie eine Schablone lässt die Säule genau dort nichts durch. Das, wo die Sonne nicht an die Säule kommt, nennt man Kernschatten und entsteht dadurch, dass das Sonnenlicht keine Kurve fahren kann und dort nicht eintauchen kann. Die Säule wird dort nicht genug reflektiert. Trifft Sonnenlicht senkrecht auf eine Fläche wird sie – abhängig von der Textur und Farbe – stark reflektiert. An diesen Stellen werden Lichtreflexe gesetzt, die Räumlichkeit erzeugen.
Ohne diese Faktoren wäre das Bild ein Kreis, keine Kugel. Wer Räumlichkeit erzeugen will, muss das Licht-Schatten-Spiel beherrschen.
Welche Farbe hat Schatten?
Welche Farbe Schatten hat, hängt davon ab, welche Farbe das Objekt bei normaler Lichteinstrahlung hat. Wenn du einen roten Stuhl schattieren willst, schattierst du ihn mit dunkleren Rottönen. Grundsätzlich ist der Schatten der kleiner Bruder der Nacht. Und nachts ist alles schwarz. Durch die Lichtreflektionen der Umgebung erhält auch ein Schatten geringes Licht und einige Farben werden immer reflektiert. Deswegen mische etwas Schwarz zu der eigentlichen Farbe und du erhältst eine gute Schattenfarbe.
Das Rad nicht neu erfinden
In Zeiten des Internets, KI und co. ist das Malenlernen einfach. Ein Besuch ins Museum kann aber auch helfen. Wie haben die großen Meister, die Plastizität erzeugt? Man kann sich bei stellenden Fragen, immer an bestehenden Werken orientieren.
Übung Fotografie
Bevor du anfängst zu zeichnen, schnapp dir eine Kamera oder dein Smartphone. Jetzt werden Fotos gemacht. Je nach Wetter kannst du verschiedene Herangehensweisen ausprobieren. Im Sommer solltest du die Sonne nutzen und dich vor die Tür begeben. Gehe durch die Straßen und schau dir an, wie der Schatten von den Häusern, Laternen, Mülleimern, Schildern und anderen Objekten fällt. Fotografiere diese von verschiedenen Winkeln. Mal von der Sonnenseite, mal gegen die Sonnenseite. Damit übst du auch gleichzeitig das Verständnis von Perspektive. Wenn die Sonne nicht draußen ist, kannst du die Übung auch bequem von zuhause aus machen. Nutze dafür Lampen, die du bewegen kannst. Such dir ein Möbelstück oder etwas kleineres aus. Beispielsweise eine Tasse oder eine Gabel. Vom Prinzip machst du nun dasselbe. Fotografieren aus verschiedenen Blickwinkeln abbilden und die Lichtquelle verändern. Du kannst beispielsweise die Tasse am selben Ort stehen lassen. Und eine Fotoserie machen, wie der Schatten sich verändert, wenn du die Lichtquelle rotierst. Schaue dir die Bilder an. Wie wichtig, die Anschauung für das Verstehen von Existenz und Nachahmung ist, haben wir in dem oben verlinkten Artikel erfahren. Danach kannst du zur nächsten Übung übergehen.
Übung Zeichnen
Um deine malerischen Fähigkeiten zu schulen, empfehle ich dir ein Objekt zu suchen, das geometrisch ist. Beispielsweise eine Box oder ein Zylinder. Stelle die Lichtquelle an eine Stelle und schaue dir die Lichtverhältnisse genau an. Dann zeichne das Objekt damit. Anschließend veränderst du die Lichtquelle. Entweder stellst du die Lampe auf eine andere Seite oder du rotierst das Objekt so, dass der Schatten anders fällt. Dann wieder zeichnen. Viel Spaß!