Aktmalerei – alles, was wichtig ist!

5. April 2024

Der Begriff Akt kommt aus dem Lateinischen und hat sich von den Worten actus und agere entwickelt. Das kann man mit Handlung und Bewegung übersetzen. Also ist mit Aktmalerei erstmal das Erfassen einer Körperbewegung, Haltung und damit einer Handlung gemeint.

Dass das Modell und damit die Vorlage nackt ist, geht aus der Anatomielehre hervor. Um die Muskeln und Körperformen je nach Haltung zu verstehen, ist die Nacktheit von Vorteil. Die Aktmalerei hatte einen naturwissenschaftlichen Anreiz und wurde benutzt, um den Körper in seinen Proportionen und seiner Funktionsweise zu verstehen. Trotzdem ist die Aktmalerei eines der ältesten Genres der Kunstgeschichte. Man kennt die typischen Götterstatuen aus der Antike, von bärtigen Männern mit dezent übergeworfenen Leinentüchern. Tatsächlich haben sehr lange Männer Modellgestanden für weibliche Aktmalereien. Erst mit dem 16. Jahrhundert wurden weibliche Modelle üblich.

Aktmalerei im Laufe der Zeit

Wie gesagt, die Aktmalerei gibt es im Prinzip schon immer. Dass die Aktmalerei als eigenständiges Genre erkannt wurde, hat sich erst im Laufe der Zeit etabliert. Zuvor war es meist Bestandteil des Kontextes. Im Mittelalter wurde erst gelegentlich nach einem Vorbild Aktmotive gemalt aber mit dem 15. Jahrhundert wurden Aktmodelle regelmäßiger eingesetzt.

Bevor Aktmalerei als solche bezeichnet wurde, wurden Akte oft in religiösen oder mythologischen Thematiken eingebettet. Das bekannteste Bildmotiv ist wohl das von Adam und Eva. Der Akt ergibt sich aus dem Kontext der biblischen Erzählung und legitimierte damit die Nacktheit der Beiden. Denn es war nicht einfach erlaubt, Menschen nackt zu malen. Das Akt Malen war ein Privileg der religiösen und mythologischen Bildmotiven! Dadurch haben viele Künstler, die den Körper studieren wollten, solche Bildmotive als Vorwand genutzt. Es wurde also eine Frau gemalt, um die weibliche Anatomie zu studieren und zur Legitimation wurde die Frau zur Venus, der Göttin der Liebe. Das gilt natürlich nicht für jedes religiöses Aktmotiv. Eines der ersten Bilder, die ein weiblichen Akt zeigen ohne religiösen Bezug war „Die junge Frau bei der Toilette“ aus dem Jahr 1515 von Bellini.

Nacktheit als Skandal

Édouard Manet, Das Frühstück im Freien, 1863, Öl auf Leinwand, 208x 264,5cm, Musée d`Orsay

Neben der sachlichen, naturwissenschaftlichen Ansicht und Zweckdienlichkeit hatte dieses Genre auch eine voyeuristische Funktion. Man kann sagen, dass sie in gewisser weise der Vorläufer von erotischen Magazinen war. Bei Nacktdarstellungen sind Skandale nicht mehr weit. Und in der Geschichte der Kunst findet man solche zuhauf. Eines der bekanntesten Skandale ist das Gemälde „Das Frühstück im Grünen“ von Edouard Manet aus dem Jahr 1863. Zu sehen sind zwei freizügliche Frauen, die mit ihren Geliebten in der Natur Picknicken. Besonders die Frau im Vordergrund, die nackt mit den zwei Männern in der Runde sitzt, fällt auf.

Ursprünglich wollte Manet das Bild „la Partie carée“ nennen, was man sinngemäß mit einem flotten Vierer übersetzen kann. Die Personen, die der Maler dort abbildet, sind ihm im realen Leben nahestehende Personen. Der eine ist sein Bruder, der andere Mann ein Bildhauer namens Ferdinand Leenhoff, der später sein Schwager wurde. Und die nackte Frau war Victorine Meurent. Sie war eine sehr spannende Persönlichkeit und war oft Modell für Manets Gemälde.  

Edouard Manet bot das Bild dem Pariser Salon zur Ausstellung und wurde mit 40 Stimmen abgelehnt. Es galt als unverschämtes Motiv und entsprach nicht der Klasse des Salons. Interessanterweise gab Kaiser Napoleon III. die Anweisung alle abgelehnten Gemälde des Salons an einer separaten Ausstellung auszustellen. Doch auch dort reagierten die Besuchenden mit Verspottung, Abwertung und Hohn.

Auch wenn die Menschen, das Bild damals so abgrundtief ablehnten, könnte man sagen: es ging super viral. Große Künstler haben sich das Motiv immer wieder zu Herzen genommen, es umgedichtet, neugemalt, bürgerlich akzeptabel verändert und wurde sogar Jahrhunderte später Cover von Alben wie Thank i´ll eat it here. Das Gemälde könnt ihr euch in Paris anschauen im Musée d´Orsay.

Nacktheit als naturwissenschaftlicher Fortschritt.

Noch viel bekannter als das Frühstück im Grünen ist wohl der vitruvianische Mensch. Jeder der sich schonmal für 2€ beim Bäcker bezahlt hat kennt ihn, denn er ist auf den italienischen 2 Eurostücken von 2002. Der vitruvianische Mensch ist eine Feder und Tintenzeichnung auf Papier, ist über 500 Jahre alt und wurde von Leonardo da Vinci gemalt. Es zeigt die Darstellung eines männlichen Aktes in einer Dopplung. Einmal steht die Person wie ein T und einmal in einer X Form.

Hinterlegt von einem Kreis und einem Quadrat. Diese Zeichnung ist ein Beweis für das Studium an Körperproportionen und Körperbau. Der Name Vitrivius stammt von einem Architekten der ein paar Jahrzehnte vor Christus lebte.  Dieser beschrieb damals die Theorie eines Menschen im Ideal, die Da Vinci in die Praxis zu umsetzen versuchte.  Das Original hängt heute in Venedig in der Galeria dell´academica.

Abschließend kann ich sagen, dass die Aktmalerei sehr facettenreich ist und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten ist. Es hat eine erotisch aufgeladene Seite und nivelliert sich mit der Sachlichkeit und naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise.  Kommt gerne zu einem unserer Aktmalereievents und tretet in die Fußstapfen von Da Vinci!

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