Henri Matisse
Meister der Farbe und Form

Henri Matisse

Henri Matisse (1869–1954) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne und prägte mit seiner revolutionären Verwendung von Farben und Formen den Fauvismus maßgeblich. Seine Werke, geprägt von lebendiger Farbgebung und vereinfachten Formen, brachten neue Perspektiven in die Kunst des 20. Jahrhunderts. Von berühmten Gemälden wie „Der Tanz“ bis hin zu seinen späten Papierschnitten hat Matisse die Grenzen der klassischen Malerei überschritten und einen nachhaltigen Einfluss auf die abstrakte Kunst hinterlassen. Auf dieser Seite entdecken Sie Matisse’ Biografie, seine wichtigsten Werke und den weitreichenden Einfluss, den er auf Künstler und Bewegungen der Moderne ausübte.

Inhaltsverzeichnis

PAINT LIKE HENRI MATISSE – Das Event von Entkorkte Kunst
Biografie von Henri Matisse
Wichtige Werke von Matisse (Top 5 Kunstwerke)
Matisse’ Einfluss auf die Moderne Kunst
FAQ: Häufig gesuchte Fragen zu Matisse
Weiterführende Ressourcen & Links

 

PAINT LIKE Henri Matisse

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„Malen heisst nicht Formen färben, sondern Farben formen.“

BioGrafie von HENRI MATISSE

Frühes Leben und Ausbildung

Henri Matisse wurde am 31. Dezember 1869 in Le Cateau-Cambrésis, einer kleinen Stadt im Norden Frankreichs, geboren. Er wuchs in einer bürgerlichen Familie auf, die zunächst wenig mit Kunst zu tun hatte. Seine Eltern führten ein Geschäft für Farben und Dekorationsbedarf, was ironischerweise erst später eine Rolle für seine kreative Entwicklung spielen sollte. Zunächst folgte Matisse jedoch einem konservativen Weg und studierte Jura in Paris. Nach seinem Abschluss begann er als juristischer Gehilfe zu arbeiten, ohne dabei Anzeichen für seine spätere künstlerische Laufbahn zu zeigen.

Ein Wendepunkt kam 1890, als Matisse aufgrund einer längeren Krankheitsphase ans Bett gefesselt war. Während dieser Zeit schenkte ihm seine Mutter ein Malset, um ihm die Langeweile zu vertreiben. Diese Erfahrung sollte sein Leben grundlegend verändern. Er entdeckte seine Leidenschaft für die Malerei und entschied sich, diesen Weg professionell zu verfolgen – sehr zur Enttäuschung seines Vaters. Zwischen 1891 und 1892 zog er nach Paris, wo er an der Académie Julian studierte und später die renommierte École des Beaux-Arts besuchte. Dort wurde er von Gustave Moreau, einem bekannten Symbolisten, unterrichtet, der Matisse’ kreative Freiheit und Experimentierfreudigkeit förderte.

Die Entdeckung der Farbe: Wende zum Fauvismus

Die ersten Werke von Matisse waren stark vom Impressionismus geprägt, insbesondere von Künstlern wie Claude Monet und Camille Pissarro. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts experimentierte er auch mit dem Pointillismus, einer Technik, die auf kleinen, präzisen Farbpunkten basiert und von Georges Seurat entwickelt wurde. Doch Matisse war bald der Meinung, dass diese Methode ihn einschränkte. Er wollte die Farbe als eigenständiges Ausdrucksmittel nutzen und nicht nur zur naturgetreuen Abbildung der Realität verwenden.

1905 nahm Matisse an der wegweisenden Ausstellung im Pariser Salon d’Automne teil, bei der der Fauvismus seinen offiziellen Durchbruch hatte. Gemeinsam mit Künstlern wie André Derain und Maurice de Vlaminck präsentierte er Gemälde, die durch lebhafte, ungemischte Farben, vereinfachte Formen und starke Kontraste auffielen. Ein Schlüsselwerk aus dieser Zeit ist „Der offene Fensterblick“ (1905), das den Blick auf einen Hafen in leuchtenden Farbfeldern und skizzenhafter Darstellung zeigt.

Sein bekanntestes Werk aus der Fauvismus-Phase ist jedoch „Die Freude des Lebens“ (1906). Es zeigt eine traumhafte Landschaft mit spielenden Figuren und kräftigen, nahezu schreienden Farben, die die emotionale Freiheit und Lebendigkeit des Fauvismus perfekt verkörpern. Obwohl die Bewegung nur wenige Jahre andauerte, beeinflusste sie Matisse’ weiteres Schaffen enorm. Er entwickelte einen Stil, der stets von der harmonischen Wirkung reiner Farben geprägt war.

Späte Werke und gesundheitliche Herausforderungen

In den 1920er Jahren entfernte sich Matisse von der radikalen Ausdrucksweise des Fauvismus und wandte sich einer raffinierteren und ruhigeren Malweise zu. Während dieser Zeit entstanden zahlreiche Stillleben, Porträts und Interieurs, die oft orientalische Einflüsse und dekorative Elemente aufwiesen. Ein bekanntes Beispiel ist das Gemälde „Die Bluse aus Rumänien“ (1940), das die weichen Linien und fließenden Formen zeigt, die für Matisse in dieser Phase typisch wurden.

Doch seine kreative Reise war nicht ohne Herausforderungen. In den 1940er Jahren verschlechterte sich Matisse’ Gesundheitszustand stark, und er musste sich mehreren Operationen unterziehen, die seine Mobilität einschränkten. Statt aufzugeben, fand er jedoch einen neuen Weg, seine Kunst weiterzuentwickeln. Er begann mit einer Technik, die als „Découpage“ (Papierschnitt) bekannt wurde. Dabei schnitt er Formen aus bemaltem Papier aus und arrangierte sie zu großen, lebhaften Kompositionen.

Eines der berühmtesten Werke aus dieser Phase ist „Ikarus“ (1947), ein Teil seiner Serie „Jazz“, die Matisse während seiner Krankheit schuf. Die Serie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie er seine künstlerische Vision trotz körperlicher Einschränkungen weiterentwickelte. Ein weiteres Meisterwerk aus dieser Zeit ist „Die Schnecke“ (1953), eine großformatige Collage aus spiralförmig angeordneten Farbflächen, die die Essenz von Matisse’ späterem Stil einfängt.

Henri Matisse starb am 3. November 1954 in Nizza, doch sein Erbe lebt bis heute in der Kunstwelt weiter. Mit seiner innovativen Verwendung von Farbe und Form sowie seiner unermüdlichen Experimentierfreude hat er Generationen von Künstler:innen inspiriert und die moderne Kunst entscheidend geprägt.

Die 5 wichtigsten Werke von Henri Matisse

Matisse’ Einfluss auf die Moderne Kunst

Matisse war eine Schlüsselfigur des Fauvismus, einer Bewegung, die mit intensiven, ungemischten Farben und expressiver Formensprache experimentierte. Diese radikale Abkehr vom Realismus hatte direkten Einfluss auf den Expressionismus, insbesondere auf Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner und Wassily Kandinsky.

  • Expressionismus: Matisse’ Farbnutzung inspirierte die deutsche Künstlergruppe Die Brücke, deren Werke eine ähnlich emotionale Farbpalette aufweisen.
  • Abstraktion: Wassily Kandinsky, ein Pionier der abstrakten Kunst, übernahm Matisse’ Idee, dass Farben eine innere spirituelle Bedeutung haben. Kandinskys Theorie der synästhetischen Malerei (Farben als Ausdruck innerer Gefühle) geht direkt auf Matisse’ Experimente zurück.

Auch der amerikanische Abstrakte Expressionismus der 1940er Jahre wurde von Matisse’ Umgang mit Farbe und Komposition beeinflusst.


Wie Künstler:innen wie Picasso oder Rothko von ihm inspiriert wurden

Pablo Picasso & die künstlerische Rivalität

Matisse und Picasso hatten eine jahrzehntelange künstlerische Beziehung, die zwischen Rivalität und gegenseitiger Inspiration schwankte. Picasso bewunderte Matisse’ kühnen Umgang mit Farbe und dessen dekorative Raumgestaltung, während Matisse Picasso’ radikale Formen und kubistische Strukturen respektierte.

  • Farbgestaltung: Picasso übernahm Matisse’ vereinfachte Farbflächen in Werken seiner späteren Perioden.
  • Körperdarstellung: Picasso ließ sich von Matisse’ stilisierten, fast skulpturalen Figuren inspirieren.
  • Späte Werke: Beide Künstler entwickelten in ihren letzten Lebensjahren abstrakte, vereinfachte Formen – Matisse mit seinen Papierschnitten, Picasso mit seinen späten Skulpturen.

Mark Rothko & die emotionale Wirkung der Farbe

Der abstrakte Maler Mark Rothko, bekannt für seine großflächigen, farbintensiven Gemälde, nannte Matisse als einen seiner wichtigsten Einflüsse. Besonders „Das Rote Atelier“ (1911) von Matisse, mit seiner radikalen, monochromen Farbfläche, hatte eine enorme Wirkung auf Rothko und andere Vertreter des Farbfeldmalerei-Stils.

  • Rothkos Malerei folgt Matisse’ Idee, dass Farbe Emotionen und Atmosphäre erzeugen kann, ohne konkrete Formen zu benötigen.
  • Seine großformatigen, flächigen Werke spiegeln Matisse’ Konzept wider, dass Kunst ein Gefühl von Harmonie und Ausgeglichenheit vermitteln soll.

Henri Matisse im Podcast

Häufig gestellte Fragen zu Henri Matisse

Was ist das bekannteste Werk von Henri Matisse?

Das bekannteste Werk von Henri Matisse ist „Der Tanz“ (1910). Dieses Gemälde gilt als eines der wichtigsten Werke des Fauvismus und zeigt fünf stilisierte, in leuchtendem Rot gehaltene Figuren, die in einem Kreis tanzen. Es befindet sich heute in der Eremitage in Sankt Petersburg. Ein weiteres ikonisches Werk ist „Die Freude des Lebens“ (1906), das die expressive Farbgebung und vereinfachten Formen des Fauvismus perfekt repräsentiert.

Wo kann man Originale von Matisse sehen?

Matisse’ Werke sind in vielen renommierten Museen weltweit zu finden, darunter:

  • Eremitage, Sankt Petersburg: „Der Tanz“
  • MoMA, New York: „Ikarus“, „Das Rote Atelier“
  • Tate Modern, London: „Die Schnecke“
  • Centre Pompidou, Paris: „Interieur Rouge“, „La Blouse Roumaine“
  • Barnes Foundation, Philadelphia: „Die Freude des Lebens“

Zudem gibt es regelmäßige Sonderausstellungen über Matisse in verschiedenen Museen weltweit.

Wie hat Matisse den Fauvismus geprägt?

Matisse war der führende Künstler des Fauvismus, einer Bewegung, die sich durch leuchtende, ungemischte Farben, vereinfachte Formen und eine expressive Bildsprache auszeichnete. Er setzte Farbe als eigenständiges Ausdrucksmittel ein, anstatt sie nur zur Darstellung der Realität zu verwenden. Seine Werke, wie „Die Freude des Lebens“ (1906) und „Der Tanz“ (1910), revolutionierten die Kunstwelt und beeinflussten nachfolgende Strömungen wie den Expressionismus und die abstrakte Kunst.

Was sind die Hauptmerkmale seiner Kunst?

Die Kunst von Henri Matisse zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Intensive Farbgebung: Leuchtende, oft ungemischte Farben mit starken Kontrasten.
  • Vereinfachte Formen: Reduktion der Details auf das Wesentliche.
  • Flächige Kompositionen: Kaum Perspektive oder Tiefenwirkung, oft mit großen Farbfeldern.
  • Dekorative Muster: Besonders in seinen späteren Werken wie „Interieur Rouge“ (1948).
  • Papierschnitt-Technik (Découpage): In seinen späten Jahren entwickelte er diese innovative Technik, etwa in „Ikarus“ (1947) oder „Die Schnecke“ (1953).
Welche Künstler:innen wurden von Matisse inspiriert?

Matisse beeinflusste zahlreiche Künstler, darunter:

  • Pablo Picasso: Beide waren Rivalen und inspirierten sich gegenseitig.
  • Wassily Kandinsky: Übernahm Matisse’ Farbtheorie für seine abstrakten Werke.
  • Mark Rothko: Nutzt Matisse’ Konzept der großflächigen Farbgestaltung in der Farbfeldmalerei.
  • David Hockney: Greift Matisse’ Farbgebung und vereinfachte Kompositionen auf.
  • Georgia O’Keeffe: Obwohl stilistisch unterschiedlich, teilte O’Keeffe Matisse‘ Faszination für Farbe und Form, was sich in ihren großformatigen Blumenbildern widerspiegelt
  • Jean-Michel Basquiat: Seine expressive Farbverwendung und die Integration von Symbolik zeigen Einflüsse von Matisse‘ kühner Ästhetik.
Warum sind Farben in Matisse’ Werken so wichtig?

Matisse betrachtete Farbe als eigenständiges Ausdrucksmittel. Er nutzte sie nicht nur zur Darstellung von Objekten, sondern zur Vermittlung von Emotionen und Atmosphäre. Er sagte:
„Farbe soll die Betrachter glücklich machen.“
Seine leuchtenden Farbflächen in Werken wie „Der Tanz“ oder „Interieur Rouge“ beeinflussten spätere Kunstbewegungen wie den Expressionismus und die Abstraktion.

Was sind Matisse’ bedeutendste Spätwerke?

In seinen späten Jahren, als er aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr malen konnte, entwickelte Matisse die Papierschnitt-Technik (Découpage). Zu seinen bekanntesten Spätwerken zählen:

  • „Ikarus“ (1947): Ein Teil seiner Jazz-Serie, inspiriert von Mythologie.
  • „Die Schnecke“ (1953): Abstrakte Collage aus farbigen Papierstücken.
  • „Blue Nudes“ (1952): Silhouetten aus blauen Papierschnitten.

Diese Werke gelten als Vorläufer der Abstrakten Kunst.

Welche Techniken hat Matisse in seinen Papierschnitten verwendet?

Henri Matisse entwickelte in seinen späten Jahren die Découpage-Technik (Papierschnittkunst), die eine völlig neue Form der künstlerischen Gestaltung darstellte. Aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen – nach einer schweren Operation war er in seiner Bewegung stark eingeschränkt – konnte er nicht mehr traditionell malen. Stattdessen erfand er eine Technik, bei der er farbig bemaltes Papier mit der Schere schnitt und daraus große, abstrakte Kompositionen erstellte.


Schritt-für-Schritt-Technik von Matisse’ Papierschnitten

  1. Papier mit Gouache bemalen:

    • Matisse ließ große Bögen Papier in kräftigen Farben von seinen Assistent:innen mit Gouache-Farbe bemalen.
    • Die Farbauswahl war bewusst kräftig und ungemischt, ähnlich seinem Ansatz im Fauvismus.
  2. Schneiden statt Zeichnen:

    • Statt zu zeichnen, nahm Matisse eine Schere und schnitt die Formen direkt aus dem Papier.
    • Er sagte dazu:

      „Ich schneide direkt in die Farbe – wie ein Bildhauer, der meißelt.“

    • Die Schere wurde für ihn zu einem kreativen Werkzeug, das ihm ermöglichte, weiterhin künstlerisch zu arbeiten.
  3. Anordnung der Formen:

    • Die ausgeschnittenen Papiere wurden nicht sofort festgeklebt, sondern zunächst mit Nadeln oder Klebestreifen an die Wand oder eine große Leinwand geheftet.
    • So konnte Matisse die Komposition ständig verändern, bis er mit dem Gesamtbild zufrieden war.
  4. Kompositionen mit freier Form und Bewegung:

    • Viele seiner Werke basieren auf natürlichen Formen, die sich zu dynamischen und harmonischen Bildern zusammenfügen.
    • Beispiele sind „Ikarus“ (1947) und „Die Schnecke“ (1953), die mit abstrakten, schwebenden Formen arbeiten.
  5. Endgültige Fixierung:

    • Nachdem er die gewünschte Komposition gefunden hatte, klebten seine Assistent:innen die Formen auf Leinwand oder Papier.
    • Einige dieser Werke wurden später auf großen Paneelen montiert oder als Lithografien reproduziert.